Ich habe die regnerische Nacht überstanden und wurde mit Sonnenstrahlen geweckt – juhu. Endlich mal aufwachen und dabei einen strahlenden Himmel erblicken zu können, war sehr angenehm. Warm war es auch noch dazu. Wenn man so lange durch den Regen fährt tut das mal richtig gut. Also holte ich meine klammen Sachen aus dem Zelt und hing diese noch zum trocknen auf, während ich meinem morgentlichen Ritual nachkam. Bisher war alles wunderbar. Heute stand ja der Vrsic-Pass auf dem Plan und auch dieser hat es in sich. Auf einer länge von 9 km hat er eine durchschnittliche Steigung von 14 Prozent, somit ergeben sich 1260 Höhenmeter :). Aber das wusste ich im voraus, dass dies eine Herausforderung werden wird. Das auch noch mit dem für mich (bestimmt auch für andere) schwerst bepacktem Rad, was die Welt gesehen hat. Was solls. Ich schnürte alles wieder fest und los ging die Weiterreise.
Da ich nicht unmitelbar in Kranjska Gora eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden hatte, musste ich gestern noch ca. 5 km weiter fahren, die ich heute auch wieder zurück fahren musste. Somit war ich schon „Angeschwitzt“ – kennt man ja aus dem Fußballtraining. Bei mir war es allerdings anders. Als ich dann am Fuße des Vrsic-Pass angekommen war, schaltete ich sogleich mal in die kleinste Übersetzung – ich brauche ja schließlich noch ein wenig Strom. Ich wollte nicht gleich alles Verpulvern. Das Wetter war gut, denn die Sonnen schien und es war ziemlich warm. Auf einem Schild an dem ich mich vorbei schob, stand nun endlich die unverblühmte Wahrheit: 9 Km und14% Steigung. Beim Wurzenpass waren es 18% Steigung und da habe ich meinen persönlichen Zenit erreicht, insofern dachte ich „Cool, da hab ich ja noch 4 Prozentpunkte Puffer“.
Die anfängliche Euphorie weicht schnell
Die Strecke wollte einfach kein Ende finden. Wow – ich glaube, dass dieses mal die Länge einen wesentlichen Grund lieferte um mich an meine Grenzen zu bringen, aber ich sagte immer zu mir selbst: „Los! Auf geht’s!“ und solche blödsinnigen Dinge. Anhalten musste ich trotzdem. Aber ich kämpfte mich heute Kilometer für Kilometer und Höhenmeter für Höhenmeter richtung Gipfel. Quällend!!! Mal wieder an einer kleinen Ausbuchtung der Straße angehalten, etwas getrunken und ein Magnesium nachgelegt und auch so ein kleines Powergel zu mir genommen.
Dieser Energieschub hat geholfen und so ging es wieder weiter. Die Straße auf den Pass ist ziemlich eng und bei allen Fans des Motorsports beliebt. Es war immer ein wenig beängstigend, wenn mich von hinten eine ganze Bikerhorde mit gefühlt Tempo 100 überholte und das mit einem Abstand von weniiger als 2 Metern. Ich war hoch konzentriert um meine Balance halten zu können. Ja das passiert so alles auf einem Pass oder zumindest auf dem Weg nach Oben.
Gipfelsturm und Partylaune
Trotz aller Strapazen habe ich es nach einer Fahrtzeit von ca. 3,5 Stunden geschafft. Ein herrliches und erhabenes Gefühl. Ich habe an zwei Tagen hintereinander zwei Pässe mit dem „schwerst bepacktem Fahrrad der Welt“ gemeistert – Genug der selbstbeweihräucherung – ABER ES MUSS AN DIESER STELLE BETONT WERDEN :).
Übrigens das Gipfelfoto von mir hat ein ganz liebes Pärchen gemacht. Genauer gesagt, die Freundin oder Frau – ich weiß es nicht so ganz genau. Auch die Namen der beiden kenne ich nicht, aufgrund der Gipfeleuphorie kann so etwas schon mal in den Hintergrung geraten – Aber schön euch kennengelernt zu haben. Mein Nachtlager habe ich heute in Trenta, im Triglav Nationalpark, aufgeschlagen und morgen geht es dann immer an der Soca entlang über Kobarid weiter nach Tolmin. Ich bin mal gespannt, was mich morgen erwartet.