Was soll ich sagen, ich wollte niemals im Leben nach Jesolo, aber die Route vom „Biketrain“ ließ mir keine andere Wahl und so landete ich in Jesolo. Egal, Hauptsache ich habe mich von Venedig Mestre entfernt. Ich suchte bei der Ankunft in dieser Stadt mal gleich nach einer Unterkunft und steuerte auf einen Schilderwald von Camping-Hinweisen zu. Super – dann halt wie gewohnt den Schildern hinterher in der Hoffnung, es endet nicht wieder in einer Sackgasse, wie schon so viele male auf meiner kleinen Reise.
Es hat geklappt und einige Kilometer später überbot sich die Anzahl der Campingplätze – Freie Wahl. Juhu aber ich war viel zu K.O., um hier noch eine vernünftige Auswahl treffen zu können, also ab in den Erst-Besten. Bauchgefühl ist hallt doch immer noch das beste Gefühl – es war echt schön und auch lustig dort am Platz. Ich checkte im Parco Capraro – Lido di Jesolo ein.
Die größte Touristnattraktion bin ich selbst
Schon an der Rezeption war ich der Magnet – wie und vorallem „mit was bist du hier her gekommen?“ wurde ich immer wieder gefragt. Ja mit dem Bicicletta aus München…. Ja aus München und ich verwies dann auch an dieser Stelle auf mein Trikot auf dem auch ganz groß „Giro“ steht. Wow echt toll – sooooo weit. Bei diesem Durcheinander mit Anmeldung und Interviews geben, lernte ich dann sogleich auch mal den Chef kennen, der mir zuvor mein Rad wegschieben wollte. Nichts da mein Rad bekommst du nicht und aus dieser Situation entstand doch eine recht herzliche Bekanntschaft – er mochte mich sofort. Cool, ich ihn auch. Man brachte mich schließlich zu meinem Platz, wo ich dann auch sofort mein Lager aufschlug.
Geschafft, wunderbar hier werde ich zwei Nächte bleiben, um mich ein wenig von den Strapazen der vorherigen Tage zu Erholen. Die Nacht war gut und ich hatte einen erholsamen Schlaf. Meine Gedanken des Weiterkommens waren soweit geklärt – Zeitplan stimmt auch noch – alles gut. Ich chillte mich so durch den Tag und es passierte nicht viel. So gegen Abend holte ich mir eine klein Brotzeit aus dem Mini Markt und begab mich wieder zu meiner kleinen Zeltunterkunft.
Zwei Abenteurer prallen aufeinander
Mit meinem Nachbarn, der nur mit dem Auto angereist war und dies auch als Behausung für die Nacht nutzte, kam ich irgendwie ins Gespräch und es ging los. Witzige Geschichten hatte der auf Lager unter anderem diese: Als er 14 Jahre alt war, fuhr er von Niedersachsen mit seinem Mofa, nur mit einem kleinen Zelt und Rucksack, in dem er Essen und Trinken verstaute, mit 25 km/h nach Dänemark. Ich musste so lachen, weil er das so gut wiedergeben konnte und man sich richtig vorstellen konnte, was er an dieser Stelle erleben durfte. Ich habe ihn kennengelernt, den Basti. Lieber Mensch.
So ging die Zeit dahin und es war dann auch schon wieder so weit – Servus, Good Bye und Arrivederci zu sagen. Der „Biketrain“ war gepackt und bereit. Es gab natürlich auch wieder eine herzliche Verabschiedeung von allen, insbesonders und persönlich vom Campingplatzbesitzer (Mario – glaub ich zumindest). Er schickte mich zur Abwechslung mal in die richtige Richtung – Abfahrt.
Die Extra-Kilometer fordern alsbald ihren Tribut
Heute hatte ich einiges zu tun um von Jesolo nach Udine zu kommen. Ich sags euch, es nimmt kein Ende und meine Kräfte schwinden zunehmend. Ich hatte wieder mal gut und gerne 90 km vor mir aber mit meinen „Abkürzungen“ werden daraus mal ganz schnell 110 km. So sollte es auch diesmal sein. Es ist wie immer super heiß, auch wenn gestern Nacht eine Gewitterzelle über mich gezogen ist. Abkühlung gab es keine und so zogen sich meine km durch das Italenische „Death Valley“. Wie schon geschrieben: endlos erscheinende Straßen. Die Straße versank am Horizont, wie man es bestenfalls aus amerikanischen Road-Movies kennt.
Irgendwo dort muss ich hin, also immer weiter kleiner „Biketrain“ *schwitzschwitz*. Ich nutzte jede Gelegenheit einer Pause um dann auch etwas zu trinken. Ein Schild – Hoffnung keimte auf – „jeeeeh Udine nur noch 20 km – das schaffe ich!“. Weiter ging es und die Kilometer schmolzen, ähnlich wie ich in der Sonne. Gegen 18:00 Uhr hatte ich dann den Stadtrand von Udine erreicht. Super jetzt noch eine Unterkunft für die Nacht finden – vorzugsweise einen Campingplatz – und dann ist alles gut.
Und wieder kommt es anders, als gedacht
Dass dies immer die größten Herausforderungen sind, sollte ich mittlerweile eigentlich wissen. Und los ging es. Meine kleine Navigation auf Suchen eingestellt: Los kleiner Garmin such! Mach schon! Aber die Reise für den Tag sollte noch lange nicht am Ende sein. Nein es gab noch einen Bonus von ca. 20 km oben drauf bis ich schlussendlich in einem Hotel gestrandet bin. Zwischendurch gab es allerdings noch gratis Limo und Nektarinen von meinen italienischen Fans.