Ich hatte ein paar sehr schöne, erholsame Tage in Sottomarina. Nettes Ambiente, wie immer tolle Menschen um mich rum und ich war nach den Strapazen echt glücklich, dass ich ein Nachtlager hatte. So verbrachte ich meinen radelfreien Tag mit Nichtstun und Ausruhen. „Bene“, wie der Italiener sagen würde, ich mach mal „la dolce vita“. Ja, das süße Leben wollte ich genießen und so fing ich nach dem Aufstehen auch an.
Badehose aus meinem Hänger gekruschtelt, reingehüpft und ab zum Strand und ins Meer. Juhu! Abkühlung ist zwar anders, aber ich schwimme im Meer in der Adria – glaube ich zumindest aber auch egal. Scheeee is! Dann eine schöne kalte Strand-Dusche genommen und tropfend zurück zu meinem kleinen Zelt gelaufen. Auf halbem Weg war ich durch die Hitze schon wieder trocken – das Handtuch hätte ich mir schenken können.
Dann ein wenig shoppen in meinem Minimarkt und mir lecker Essen zubereitet. Es gab heute mal Tomate-Mozzarella und dazu Nudeln mit feiner Würstchen-Tomaten-Salsa – echt lecker . So saß ich da, träumte vor mich hin und aß mein köstliches Essen. Auch heute funktioniert der Dragon Fly tadellos. Und ein Birra Moretti durfte dabei natürlich nicht fehlen.
Entschleunigung tut nach den stressigen Etappen gut
So schlich der Tag vor sich hin und ich fing an, über den weiteren Routenverlauf nachzudenken. Jetzt bin ich am Meer, aber ich muss auch wieder nach Hause – und meine Urlaubszeit läuft bald ab. Die Etappen, ob mal länger oder kürzer, sind mit dem „Biketrain“ echt schwer muss ich sagen. Dazu kommt noch, dass sich der italienische Süden irgendwie nicht so recht mit dem Rad bereisen lassen will, geschweige denn mit dem „Biketrain“. Also nicht falsch verstehen: Die wuderbaren Menschen, welche ich bis jetzt auf der Reise kennenlernen durfte, meine ich nicht, sondern die Straßenführung.
Hast man mal den richtigen Weg gefunden, so endet er dann auch schon wieder nach ca. 45 km an einer Autobahnauffahrt – das war es dann auch wieder gewesen. Aber ich bin ja noch in Sottomarina. Morgen geht es wieder los – also Kopf aus und einfach chillen und Siesta halten. Ich stellte mir den Wecker mal auf 6:00 Uhr, damit ich noch einen kleinen Zeitpuffer habe, falls mich eine kommende Stadt wieder verschluckt und nicht mehr Ausspucken will – hab da schon wieder so eine Vorahnung bei Venedig – aber ich bleibe nach wie vor optimistisch.
Eine absolute Empfehlung
Der Campingplatz, an dem ich die zwei Nächte verbracht habe, heißt „Camping PARADISO“ in Sottomarina – echt schön, wenn man einen Wohnwagen oder einen Camper hat. Aber auch mit Zelt ist man an diesem Ort herzlich willkommen – der Preis war auch im Rahmen. Ich wurde beim Aus-Checken soger positiv überrascht, da es weniger kostete, als vorher angesagt war. Toll!
Ja – „Aus-Checken“ ist das richtige Stichwort. Ich war sehr diszipliniert und stand sogleich auf, als mein Wecker schepperte, und führte mich meiner morgentlichen Routine zu. Dann wieder zurück – ich hatte einen langen Fußweg von meinem Zelt bis zu den Waschräumlichkeiten – zu meinem kleinen Haus. Packen war mal wieder angesagt und auf die richtige Gewichtsverteilung kommt es ja auch immer an.
Der Körper will mobilisiert werden
Das war schon wieder so anstrengend, weil das Thermometer auch über Nacht nicht unter 26°C gefallen war und in der Früh ballerte die liebe Sonne mit voller intensivität auf mich herab. Packen und dabei zerfließen – ich war schon vor meiner Abfahrt durchgeschwitzt. Hmmmm – ich hatte ja noch mein Duscharmband – auf geht’s – eine kleine kalte Dusche und die tat richtig gut. Mittlerweile war es dann auch schon halb neun – nun aber los. Ich machte mich startklar – den Hänger angekoppelt – so war der Biketrain zur Abfahrt bereit für die Fahrt Richtung Venedig – LET’S GO!
Jetzt denkt Ihr bestimmt schon wieder: „Oh je der verfährt sich bestimmt“ aber nein, es lief ausnahmsweise mal ganz gut. Lediglich die Hitze und die nicht enden wollenden Straßen – das Thermometer stieg wieder mal so an die 36°C und der Asphalt glühte – machten die Etappe zu einer Tortur. Und dann zerren ja noch ca. 30 kg und mehr an mir rum. „Komm schon! Aufgeben kommt für dich nicht in Frage“ – aber schon spielten sich wieder die Bilder in meinem Kopf ab, wie ich mit dem Gewicht durch die Alpen zurück soll – keine Ahnung.
Der innere Schweinehund ist mit an Bord
Der „Biketrain“ rollte und ich sank in eine gewisse Monotonie des tretens. Dabei beobachte ich meinen Schatten und ab und an die Landschaft und passte auf mein Gleichgewicht auf, wenn ein LKW mit nur einem Meter Abstand an mir vorbei schoss. Die Kilometer gingen dahin, meine Gedanken ebenso. Ohhhh man und plötzlich dann doch ein Schild auf dem Stand: „Venezia 10 km“. COOL!. Das war’s dann. Ich schleppte mich die letzten Kilometer nur noch voran und es war geschafft, aber wie sollte es anders sein – natürlich 9 km vor dem Ende: Autobahn – kann doch nicht sein. Nun gut – dann halt runter von meiner Strada Statale 309 Romea und wiedermal in irgend einen Vorort. Frustration kenne ich schon garnicht mehr – mein Parasympathikus setzte ein und ich fuhr ganz ruhig und entspannt mal wieder meiner Umwege. Ich komm heute eh nicht mehr weiter!
Ich überlegte, vielleicht wieder einen Hybridsprung zu machen und so programmierte ich meinen kleinen Garmin. „Zeig mir den Weg nach Banhof Venedig Mestre“ – das tat er dann auch. Zudem suchte ich nach Verbindungen die mich vielleicht heute Abend noch bis nach Salzburg oder Villach bringensollten. Weit gefehlt! Aber warum?! Ich also gleich mal über meinen kleinen Garmin die Station Venedig Mestre gefunden und rein in den Bahhof. Eine Nummer gezogen (kam mir vor wie im KVR München – da kamen heimatgefühle auf) um dann eine ernüchternde Antwort von der Bahnangstellten zu erhalten.
Du schon aber dein „Biketrain“ nicht
Na gut, jetzt sitze ich hier ca. 600 km von zu Hause, habe kaum Zeit und wenig Kraft etc. So schnell gebe ich aber nicht auf und ich checkte die Trainline-App. Natürlich kann man da auch kein Radticket buchen, aber es hat beim letzten mal auch irgendwie funktioniert. Also egal ich versuche es dann halt mal – Mestre nach Salzburg, Mestre nach Villach, Mestre nach München – ich konnte keine Zahlung mit meiner Karte erreichen – Übertragungsfehler. Der Parasympathikus war immer noch aktiv und ich behielt die Ruhe.
Eine Möglichkeit sah ich noch bei einer Travel Agency. Vielleicht hatte ich dort mehr Glück und hier bekam ich dann auch die Antwort, warum es nicht geht – die Züge sind alle voll mit Radfahrern. Alles vorgebucht. Verstehe – die ganzen E- Bikes die keine Stromdose mehr gefunden haben kommen mit dem Zug heim – dafür ich nicht.
Das musste mal raus
Ich hab ja noch a bissl Zeit. Also gut – dann heute mal eine Nacht in Venedig Mestre – im HU-Camping-in-town – auch gut, weil heute geht eh nichts mehr. Trinke ein Bier und hab lustige Menschen aus England, die den Brexit kacke finden, um mich. Über dies und auch über andere Dinge haben wir uns ausgelassen – Reisen zum Beispiel – was nicht mehr so einfach ist. Morgen geht es dann in das 160 km entfernte „Trieste“ weiter – good luck – kleiner „Biketrain“ – der Giro geht weiter…