Die Nacht war sehr erholsam und es war Zeit „Per dire addio“ (Auf Wiedersehen zu sagen). Von Tarvisio über Arnoldstein ging es weitestgehend bergab bis nach Villach. Dank der Abfahrt brauchte ich für die fahrt von ca. 40 km nur eineinhalb Stunden. Es lief sehr gut und ich war froh, an einem Ort zu sein, wo ich vielleicht auch die Möglichkeit bekommen würde mit dem Zug nach Hause zu kommen. Gegen Mittag war es dann soweit und ich erreichte den Hauptbahnhof in der wunderschönen Österreichischen Stadt an der Drau. Hinein ins Servicezentrum um mein Anliegen einer der MitarbeiterInnen kund zu tun.
Es sah gut aus und mir fiel ein Stein vom Herzen. Es gab sogar Wahlmöglichkeiten was die Züge anbetraf und so entschied ich mich für 15:12 Uhr Abfahrtszeit. Das passt, somit hatte ich noch ein wenig Zeit und meine Ankunft in München war ca. 20:00 Uhr. Einmal Umsteigen in Salzburg das bekomme ich auch hin und somit hielt ich auch sogleich mein Ticket in den Händen. Eine Flasche Wasser hatte ich auch noch von den ÖBB Mitarbeiter*Innen bekommen. Juhu passt alles und ich konnte mich noch in Ruhe umziehen. Raus aus dem Bahnhof und in ein nahegelegendes Bistro. Hier bestellte ich mir mit meinem letzten Bargeld ein Bier und einen Toast „rot-weiß“. Es schmeckte sehr gut.
Eine Heimfahrt mit Umsteigen, was soll schon passieren
Die Zeit verging ziemlich schnell und deshalb machte ich mich dann auf den Weg zu Gleis zwei, wo mein Zug abfuhr. Es gab einen sehr großen Aufzug, in den mein „Biketrain“ im ganzen Reinpasste und so hatte ich einen sehr chilligen Transfer zur Plattform 2. Super – der „Biketrain“ war bereit um in den Railjet einzuchecken. Ich wartete und der Zug kam planmäßig an. Einstieg und Abfahrt nach Salzburg. Es dauerte ungefähr zwei Stunden und wir fuhren in Salzburg Hauptbahnhof ein. Jetzt war noch einmal Stress angesagt. 12 Minuten hatte ich Zeit, um von Gleis 2 nach Gleis 6 zu gelangen. Also, ich raus aus dem Zug und das in zwei Schritten. Zum Glück hatte ich einen freundlichen Helfer. Er nahm mein Rad und ich den schweren Hänger.
Ein kurzes Danke, noch ankoppeln und ab richtung des Bahnsteiges, wovon aus die Weiterreise nach München losging. Zu meinem „Glück“ funkionierte der Fahrstuhl nicht und ich musste die Trreppe nehmen. Fahrrad auf die Schulter, den Hänger an der Achse genommen und dann ab über die Treppe nach unten ins Bahnofsgelände. In Ordnung, das hatte geklappt. Jetzt wieder ankoppeln und dann zum Aufgang für Gleis 6. Gott sei Dank gab es eine funktionierende Rolltreppe. Ich packte den „Biketrain“ auf die Rolltreppe, die ihn nach oben auf den Bahnsteig brachte.
Umsonst beeilt und dann auch noch nass geworden
Das ging so schnell, dass ich da war aber der Zug noch nicht. „Wunderbar“, dachte ich mir. Auf einmal die Durchsage, dass mein Zug eine viertel Stunde verspätung hat. Na für mich war es gut, aber für die anderen Fahrgäste, die in München umsteigen mussten, hatte die Durchsage wahrscheinlich nicht für freude gesorgt. Wie auch immer, mein Zug kam und die letzte Etappe began. Um 19:55 Uhr hatte ich es gescshafft, München hatte mich wieder. Ich traf mich noch mit meiner Redaktion im Biergarten (Hirschgarten) auf ein lecker Bier. Willkommen in München und die Himmelspforten öffneten sich über mir und regneten den Staub der vergangenen Tage von mir und dem „Biketrain“ ab.
Das Camping Ai Pioppi war sehr schön, das hatte ich ja schon gestern geschrieben. Weiter geht die Fahrt mit meinem kleinen „Biketrain“ . Heute wollte ich bis nach Tarvisio kommen. Garmin klar – Tarvisio eingegeben und auf zu meiner morgentlichen Rundfahrt durch die schöne Stadt Germona. Ich sah die mir schon bekannten Straßen und fuhr zwischenzeitlich auch mal kurze Anstiege. Man nennt es wohl „Anschwitzen“ – hihihi. Meine Runde war beendet und ich befand mich wieder am Startpunkt. So jetzt reicht es mir. Garmin aus und in der Tasche versenkt- Karte raus und einen Lagecheck gemacht.
Ich glaube es ja nicht – ich Stand direkt vor einem Fahrradschild auf dem doch tatsächlich Tarvisio zu lesen war – super da will ich hin. Es war der Alpen- Adria- Radweg (FVG1). Hatte schon viel darüber gelesen und auch mal eine Reportage gesehen und nun komme ich selber in den Genuss! – Also Abfahrt. Echt toll, so ein Weg fern ab von allen Straßen. Auf einmal waren auch super viele Radfahrer zu sehen – ein Wunder. Die nächste Stadt war Venzone und als ich um die Kurve bog, stand auf einmal ein riesiger Betonmischer auf dem Radelweg – Stopp nichts ging mehr.
Bis hierhin und nicht weiter
So Stand ich dort mit einem Fußgänger. Wir schauten uns an und dachten wohl dasselbe – hier kommst du nicht weiter. Der Mann sprach den Fahrer an und erklärte ihm kurz auf Italienisch – „hier musst du umdrehen, du bist zu groß“. Der LKW setzte zurück und so entstand eine kleine Lücke an der wir beide vorbei konnten. Ich brauchte ja immer ein bisschen bis ich los kam und deshalb blieben wir bpeide auf gleicher Augenhöhe. Der FVG1 gabelte sich und ich sah hilfesuchend in Richtung des Fußgängers. Er nahm mich sofort mit und brachte mich auf den richtigen Weg.
Kurt war sein Name und er lebte hier mit seiner Frau in Venzone. Sie kamen aus Mailand und hatten sich hier ein Haus gekauft und verbringen hier ihre Zeit. Kurt fragte mich dann noch, ob ich ein wenig Zeit hatte – „Na klar“ – und schon saßen wir in einem Café und Unterhielten uns ganz angeregt bei einem Espresso und Cappuccino. Es war echt sehr schön und die Zeit ging dahin. „Kurt ich muss weiter“ – er begleitete mich noch ein Stück meines Weges und stupste mich wieder auf den FVG1, dann ging es weiter.
Es waren ja noch über 60 km und die sollten es in sich haben. Die ganzen langen Kilometer sollte es nur bergauf gehen. Ein Rhythmus musste gefunden werden, sonst schaffte ich das nicht. Immer schön in einem leichten Gang fahren um Körner zu sparen. So schön der Weg auch sein mag aber es kostete mich mega Kraft und es wurde auch schon wieder super heiß. Meine Trinkflaschen waren noch zur genüge gefüllt und somit konnte ich langsam aber stetig weiter den Anstieg vorantreiben. Es schmerzte – dennoch half es nichts: ich musste heute noch bis nach Tarvisio.
Endlose Tunnel und Brücken musste ich über- und durchqueren, bis ich dann schlussendlich an einem Hochplateau angekommen bin. „Super, ich brauch‘ was zu trinken“ und die erste Bar gehörte mir. Lecker süße Limo und eine große Wasserflasche Frizzante. Es waren noch ein paar Kilometer bis nach Tarvisio aber ich lag gut in der Zeit und so konnte ich ein wenig durchschnaufen. Hat gut getan – nicht zu lange Pausieren sonst komme ich aus dem Rythmus – also wieder drauf auf meinen „Biketrain“ und Abfahrt.
Eine letzte Auszeit
Der Anfang nach einer Pause lief immer ganz gut aber ich hatte nicht mehr so viel Sitzfleisch und deshalb wurde es nach kürzerster Zet schon wieder unbequem. Die weite der Strecke war aber absehbar. Ich glaube, ich befand mich in Pontebba und hatte nur noch ein paar Ortschaften bis ich dann in Tarvisio angekommen war. Tarvisio war erreicht und für diesen Tag reichte es mir dann auch. Ich hielt mal wieder Ausschau nach einem Schlafplatz. Hier oben gibt es wohl keinen Campingplatz – und so war es auch. Auf einem Schild wurden einige Übernachtungsmöglichkeiten angepriesen. Ich entschied mich dann noch einmal für ein Hotel.
Es war sehr schön und mit dem Preis konnte ich auch noch ein wenig drücken, weil ich auf das Frühstück verzichtete – so am nächsten Morgen. Die Zeit in dem Hotel nahe der FVG1 hatte für mich einen kleinen „Wellnesseffekt“ und ich genoss es in vollen Zügen. Duschen, Trinken, gut schlafen, das war die beste Vorraussetzung für die letzte Etappe nach Villach.
Als ich aus meinem Hotel in Udine auscheckte, fragte ich vorsichtshalber doch noch mal nach dem Weg. Wiedermal hatte ich eine sehr nette und engagierte Rezepzonistin , die mir erst den Weg nach Villach aufschrieb aber während ich meine Trailer zusammen baute doch mit einer Karte um die Ecke kam. Wunderbar ich konnte endlich mal mit einer Karte Navigieren – toll. Gemeinsam Markerten wir die kommenden Steps – sollte alles funktionieren.
Ich werde nicht aufgeben, um an mein Ziel zu gelangen. Wir verabschiedeten uns und dann stieg ich mit meinem „Biketrain“in den Aufzug, um ins Erdgeschoss zu gelangen. Die Zimmer dieses Hotels lagen nämlich im ersten Stock. Raus aus dem Fahrstuhl, angekoppelt und dann noch schnell eine Nektarine – Abfahrt. Es sollte bis Gemona gehen.
Das Wort „sollte“ heißt wie immer nichts Gutes
Ich begang doch wieder mal einen Fehler: klar, ich fütterte mal wieder meinen kleinen Garmin mit den nötigen Infos. Die Rundfahrt konnte beginnen – Juhu dachte ich mir. Der „Biketrain“ zog unaufhörlich seine Schleifen um und herum durch Udine. Irgendwie schaffte ich es dann doch auf den richtigen Pfad zu gelangen, aber es dauerte natürlich auch wieder so seine Zeit. Die verlorene Zeit konnte ich nicht so schnell wieder gut machen, da ich mich Richtung Berge bewegte und es natürlich stetig Bergauf ging. Das ganze mal wieder bei ca 34°C. Und dann noch auf Umwegen. Ganz toll.
Diese Reise ist geprägt von „don’t take the path straight away“, ich hab mich ja schon daran gewöhnt und machte aus einer normalen Etappe halt dann mal schnell eine extranormale Etappe. So fuhr ich immer meiner Wege und dachte, es würde schon alles gut. Zwischendurch, als ich mal eine kleine Pause zum Trinken einlegte, schaute ich auf meine neu erworbene Navigationshilfe: DIE KARTE. Ja passt schon, die Berge immer Voraus und die Steigung passte auch – alles klar.
Es beginnt die Tour der Leiden
Es war echt mal wieder anstrengend und die Beine wollten auch nicht mehr so recht. Eigentlich hatte diese Etappe nicht so viele Kilometer, aber ich hab vergessen, dass es Bergauf ging. Somit konnte ich auch nicht die nötige Geschwindigkeit aufnehmen um Strecke zu machen.
Mein Hintern began zu pochen: das Gewicht vom Hänger zerrte unaufhaltsam an mir. „Immer weiter, das schaffst du schon“ – Nein es ging nicht mehr. Im letzten Augenblick sah ich ein Schild mit einem Campingplatz-Piktogramm – den nehm ich und so sollte es auch sein. Ein paar Kilometer und natürlich diverse Höhenmeter musste ich noch hinter mich bringen, dann war ich auch schon da.
Das Camping Ai Pioppi in Gemona UD Italien ist sehr nett, klein und wunderbar für echt wenig Geld: 15,- € die Nacht bei freier Platzwahl. Hier geht’s rein und das Nachtlager wird aufgeschlagen. Morgen dann weiter Richtung Villach – Buona serata und Buona notte. Morgen wird es bestimmt wieder mega anstrengend. Ich ließ mir noch den Abend bei Pizza und Bier versüßen.
Was soll ich sagen, ich wollte niemals im Leben nach Jesolo, aber die Route vom „Biketrain“ ließ mir keine andere Wahl und so landete ich in Jesolo. Egal, Hauptsache ich habe mich von Venedig Mestre entfernt. Ich suchte bei der Ankunft in dieser Stadt mal gleich nach einer Unterkunft und steuerte auf einen Schilderwald von Camping-Hinweisen zu. Super – dann halt wie gewohnt den Schildern hinterher in der Hoffnung, es endet nicht wieder in einer Sackgasse, wie schon so viele male auf meiner kleinen Reise.
Es hat geklappt und einige Kilometer später überbot sich die Anzahl der Campingplätze – Freie Wahl. Juhu aber ich war viel zu K.O., um hier noch eine vernünftige Auswahl treffen zu können, also ab in den Erst-Besten. Bauchgefühl ist hallt doch immer noch das beste Gefühl – es war echt schön und auch lustig dort am Platz. Ich checkte im Parco Capraro – Lido di Jesolo ein.
Die größte Touristnattraktion bin ich selbst
Schon an der Rezeption war ich der Magnet – wie und vorallem „mit was bist du hier her gekommen?“ wurde ich immer wieder gefragt. Ja mit dem Bicicletta aus München…. Ja aus München und ich verwies dann auch an dieser Stelle auf mein Trikot auf dem auch ganz groß „Giro“ steht. Wow echt toll – sooooo weit. Bei diesem Durcheinander mit Anmeldung und Interviews geben, lernte ich dann sogleich auch mal den Chef kennen, der mir zuvor mein Rad wegschieben wollte. Nichts da mein Rad bekommst du nicht und aus dieser Situation entstand doch eine recht herzliche Bekanntschaft – er mochte mich sofort. Cool, ich ihn auch. Man brachte mich schließlich zu meinem Platz, wo ich dann auch sofort mein Lager aufschlug.
Geschafft, wunderbar hier werde ich zwei Nächte bleiben, um mich ein wenig von den Strapazen der vorherigen Tage zu Erholen. Die Nacht war gut und ich hatte einen erholsamen Schlaf. Meine Gedanken des Weiterkommens waren soweit geklärt – Zeitplan stimmt auch noch – alles gut. Ich chillte mich so durch den Tag und es passierte nicht viel. So gegen Abend holte ich mir eine klein Brotzeit aus dem Mini Markt und begab mich wieder zu meiner kleinen Zeltunterkunft.
Zwei Abenteurer prallen aufeinander
Mit meinem Nachbarn, der nur mit dem Auto angereist war und dies auch als Behausung für die Nacht nutzte, kam ich irgendwie ins Gespräch und es ging los. Witzige Geschichten hatte der auf Lager unter anderem diese: Als er 14 Jahre alt war, fuhr er von Niedersachsen mit seinem Mofa, nur mit einem kleinen Zelt und Rucksack, in dem er Essen und Trinken verstaute, mit 25 km/h nach Dänemark. Ich musste so lachen, weil er das so gut wiedergeben konnte und man sich richtig vorstellen konnte, was er an dieser Stelle erleben durfte. Ich habe ihn kennengelernt, den Basti. Lieber Mensch.
So ging die Zeit dahin und es war dann auch schon wieder so weit – Servus, Good Bye und Arrivederci zu sagen. Der „Biketrain“ war gepackt und bereit. Es gab natürlich auch wieder eine herzliche Verabschiedeung von allen, insbesonders und persönlich vom Campingplatzbesitzer (Mario – glaub ich zumindest). Er schickte mich zur Abwechslung mal in die richtige Richtung – Abfahrt.
Die Extra-Kilometer fordern alsbald ihren Tribut
Heute hatte ich einiges zu tun um von Jesolo nach Udine zu kommen. Ich sags euch, es nimmt kein Ende und meine Kräfte schwinden zunehmend. Ich hatte wieder mal gut und gerne 90 km vor mir aber mit meinen „Abkürzungen“ werden daraus mal ganz schnell 110 km. So sollte es auch diesmal sein. Es ist wie immer super heiß, auch wenn gestern Nacht eine Gewitterzelle über mich gezogen ist. Abkühlung gab es keine und so zogen sich meine km durch das Italenische „Death Valley“. Wie schon geschrieben: endlos erscheinende Straßen. Die Straße versank am Horizont, wie man es bestenfalls aus amerikanischen Road-Movies kennt.
Irgendwo dort muss ich hin, also immer weiter kleiner „Biketrain“ *schwitzschwitz*. Ich nutzte jede Gelegenheit einer Pause um dann auch etwas zu trinken. Ein Schild – Hoffnung keimte auf – „jeeeeh Udine nur noch 20 km – das schaffe ich!“. Weiter ging es und die Kilometer schmolzen, ähnlich wie ich in der Sonne. Gegen 18:00 Uhr hatte ich dann den Stadtrand von Udine erreicht. Super jetzt noch eine Unterkunft für die Nacht finden – vorzugsweise einen Campingplatz – und dann ist alles gut.
Und wieder kommt es anders, als gedacht
Dass dies immer die größten Herausforderungen sind, sollte ich mittlerweile eigentlich wissen. Und los ging es. Meine kleine Navigation auf Suchen eingestellt: Los kleiner Garmin such! Mach schon! Aber die Reise für den Tag sollte noch lange nicht am Ende sein. Nein es gab noch einen Bonus von ca. 20 km oben drauf bis ich schlussendlich in einem Hotel gestrandet bin. Zwischendurch gab es allerdings noch gratis Limo und Nektarinen von meinen italienischen Fans.
Ich startete gestern nach einem Kaffee und Wasser, das ich noch von Sam & Chris, meinen lieben Nachbarn aus UK, bekommen hab, von meinem HU – Camping City in Mestre in der Hoffnung, ich schaffte heute ein paar Kilometer Richtung Triest / Udine. Voller Optimismus ging der „Biketrain“ wieder auf Reisen. Es wurde aber nichts daraus, denn wie sich heraus stellte, war es gar nicht so einfach (und das ist wirklich so und mag nicht an meiner fehlenden Navigationskompetenz liegen) aus dieser Stadt heraus zu finden.
Ich hatte am vorabend schon meine Route in mein kleinen Garmin programmiert und auch sah es so aus, als ob alles laufen mag – jjjiiiaaaaa sagen wir es Mal so: das schon, aber nicht nach meinen Vorstellungen. Nun dann hab ich erst mal eine großzügige Runde um meinen Campingplatz gezogen und dachte mir, „Hey das kennst du ja – klar da war ich gestern auch schon“. Die Zeit verging und ich drehte mich wie ein Kreisel um die eigene Achse.
Es wurde heiß, aber eigentlich war es eh niemals kalt oder zumindest kühl. Nun ja mit einem Lächeln auf den Lippen nahm ich die Dinge wie sie so zu erscheinen mochten. Kannst eh nichts tun. Kein Zug nimmt dich mit, ein Flugzeug erst recht nicht, also bleibt einzig und alleine einen kühlen (hihihi) Kopf bewahren. Und schauen, wie du selbst aus dem Labyrinth Mestre herausfindest. Ich bog mal wieder unaufhaltsam hin und her, um vielleicht auf ein Schild zu treffen, was mir ungefähr den Weg in die von mir angepeilte Richtung weisen würde.
Ich will keinen Hafenliegeplatz kaufen!
Ein Schild war tatsächlich auf meinem Weg und darauf stand zum ersten mal Triest – wunderbar, das nehm ich doch. Zugleich gab mein kleiner Garmin eine Such-Fehlermeldung nach der anderen. Egal – dem Schild hinterher und das sollte sich – nicht sogleich aber nach rund 15 km – als Fehler erweisen.
Ich stand am Porto (Fähranleger) – Sackgasse! Herrlich wie man sich so auf die Wegbeschilderung verlassen kann. Es war heiß, ich hatte nichts mehr zu trinken und stand zwischen lauter LKW am Anleger. Ich ging ins Office, um vielleicht jemanden anzutreffen, der mir in etwa den Weg erklären konnte, aber Fehlanzeige: kein Mensch weit und breit. Immerhin war da ein Getränkeautomat. Ich hatte noch 2 Euro und diese investierte ich dann sogleich in ein lustig anmutendes Kaltgetränk. Zumindest konnte ich ein wenig meinen Durst stillen. Ich setze mich vor das Gebäude und sammelte mich für einen Moment, bis auf einmal eine Frau (hatte eine Uniform an und einen Ausweis umgehängt) aus der Tür trat.
Zurück auf Los
Ich fragte sie nach dem Standort und dem Weg nach Triest. Leider hatten wir die üblichen Verständnisprobleme… aber wenig später kam die selbe Frau mit ihrem Telefon auf mich zu und gab es mir in die Hand, mit der Aufforderung ich sollte sprechen. Es war ein Mann an dem anderen ende der Leitung der Englisch konnte – Gott sei Dank. Ich erklärte ihm meine Misere in der ich mich befand und er meinte umkehren und auf Start zurück. Auch sagte er mir, dass es sehr tricky wäre hier nur mit dem Rad weiterzukommen. Was für Aussichten. Ich bin ja ein positives Gemüt, daher schwang ich mich auf meinen Zug und Abfahrt.
So fuhr ich bei den ganzen LKW vorbei und spielte – nur ganz kurz – mit dem Gedanken zu fragen, ob mich vielleicht einer mitnehmen könnte. War nur so ein Gedanke, den ich dann aber auch gleich wieder verwarf. Nichts da! Das muss doch zu schaffen sein. Die Strecke kannte ich ja inzwischen. Mein Garmin war auf Selbstfindung und spielte verrückt. Egal. Ich war wieder in Mestre – Hah super. Mittlerweile sind auch schon wieder einige Stunden verstrichen.
Endlich durchstarten…
Zumindest war es noch Tag also weiter. Ich suchte mir einen Schattenplatz und programmierte meinen Garmin neu in der Hoffnung, er schaffte es diesmal. Es war heiß in der Stadt und kein Mensch zu sehen. Ich wartete, bis die Suche abgeschlossen war – jip hat funktioniert. Es ging wieder links und rechts durch kleine Gassen und Straßen (hab ich schon mal geschrieben – so lernt man auch eine Stadt kennen). Ich folgte den Anweisungen auf meiner kleinen Navigation und hatte das Gefühl, dass es in die richtige Richtung ging.
Zumindest war es eine andere Himmelsrichtung was mich optimistisch werden ließ – aber nur nicht zu früh freuen. Ich habe jetzt auch zuerst mal einen kleineren Ort eingegeben (San Dona di Piave) vielleicht läuft das besser und anscheinend -it works!!!!! Die Altstadt von Mestre Venedig ist wunderschön – wie ich beim Durchqueren feststellen durfte. Schöne Häuser und kleine Bars auf beiden Seiten.
Noch einmal auftanken
Ich hatte Durst und so hielt ich an und kaufte mir eine Cola und ein echt leckeres Limo. Perfekt – vielleicht hab ich den Ausgang endlich gefunden und so war es auch. Ich fuhr weiter und auf einmal löste sich alles in Wohlgefallen auf. Geradeaus auf der Schnellstraße – Schilder sagten das gleiche wie meine Navigation – Passt, jetzt kann ich fahrt aufnehmen und noch ein paar Kilometer gut machen, die ich vorher nur im Kreis gefahren bin, man war das ne Aufgabe aber ich habe auch diese lösen können.
Es sind an diesem Tag dann schon mal wieder gut und gerne über 100 km bei 38°C zusammen gekommen. – Arrivederci Venezia – Es ging also immer gerade aus. Rechts von mir das Meer und links Ackerland. Endlose Weiten die vor mir lagen aber zum Glück auf der Richtigen linie.
Ein paar Kilometer hatte ich noch bis Jesolo aber die gingen dann auch ziemlich schnell vorbei und so checkte ich dann auch hier im Camping Parco Capraro ein. Jetzt ein Tag Pause – Morgen geht es dann mit einer Portion Glück bis Udine – die Reise geht weiter.
Ich hatte ein paar sehr schöne, erholsame Tage in Sottomarina. Nettes Ambiente, wie immer tolle Menschen um mich rum und ich war nach den Strapazen echt glücklich, dass ich ein Nachtlager hatte. So verbrachte ich meinen radelfreien Tag mit Nichtstun und Ausruhen. „Bene“, wie der Italiener sagen würde, ich mach mal „la dolce vita“. Ja, das süße Leben wollte ich genießen und so fing ich nach dem Aufstehen auch an.
Badehose aus meinem Hänger gekruschtelt, reingehüpft und ab zum Strand und ins Meer. Juhu! Abkühlung ist zwar anders, aber ich schwimme im Meer in der Adria – glaube ich zumindest aber auch egal. Scheeee is! Dann eine schöne kalte Strand-Dusche genommen und tropfend zurück zu meinem kleinen Zelt gelaufen. Auf halbem Weg war ich durch die Hitze schon wieder trocken – das Handtuch hätte ich mir schenken können.
Dann ein wenig shoppen in meinem Minimarkt und mir lecker Essen zubereitet. Es gab heute mal Tomate-Mozzarella und dazu Nudeln mit feiner Würstchen-Tomaten-Salsa – echt lecker . So saß ich da, träumte vor mich hin und aß mein köstliches Essen. Auch heute funktioniert der Dragon Fly tadellos. Und ein Birra Moretti durfte dabei natürlich nicht fehlen.
Entschleunigung tut nach den stressigen Etappen gut
So schlich der Tag vor sich hin und ich fing an, über den weiteren Routenverlauf nachzudenken. Jetzt bin ich am Meer, aber ich muss auch wieder nach Hause – und meine Urlaubszeit läuft bald ab. Die Etappen, ob mal länger oder kürzer, sind mit dem „Biketrain“ echt schwer muss ich sagen. Dazu kommt noch, dass sich der italienische Süden irgendwie nicht so recht mit dem Rad bereisen lassen will, geschweige denn mit dem „Biketrain“. Also nicht falsch verstehen: Die wuderbaren Menschen, welche ich bis jetzt auf der Reise kennenlernen durfte, meine ich nicht, sondern die Straßenführung.
Hast man mal den richtigen Weg gefunden, so endet er dann auch schon wieder nach ca. 45 km an einer Autobahnauffahrt – das war es dann auch wieder gewesen. Aber ich bin ja noch in Sottomarina. Morgen geht es wieder los – also Kopf aus und einfach chillen und Siesta halten. Ich stellte mir den Wecker mal auf 6:00 Uhr, damit ich noch einen kleinen Zeitpuffer habe, falls mich eine kommende Stadt wieder verschluckt und nicht mehr Ausspucken will – hab da schon wieder so eine Vorahnung bei Venedig – aber ich bleibe nach wie vor optimistisch.
Eine absolute Empfehlung
Der Campingplatz, an dem ich die zwei Nächte verbracht habe, heißt „Camping PARADISO“ in Sottomarina – echt schön, wenn man einen Wohnwagen oder einen Camper hat. Aber auch mit Zelt ist man an diesem Ort herzlich willkommen – der Preis war auch im Rahmen. Ich wurde beim Aus-Checken soger positiv überrascht, da es weniger kostete, als vorher angesagt war. Toll!
Ja – „Aus-Checken“ ist das richtige Stichwort. Ich war sehr diszipliniert und stand sogleich auf, als mein Wecker schepperte, und führte mich meiner morgentlichen Routine zu. Dann wieder zurück – ich hatte einen langen Fußweg von meinem Zelt bis zu den Waschräumlichkeiten – zu meinem kleinen Haus. Packen war mal wieder angesagt und auf die richtige Gewichtsverteilung kommt es ja auch immer an.
Der Körper will mobilisiert werden
Das war schon wieder so anstrengend, weil das Thermometer auch über Nacht nicht unter 26°C gefallen war und in der Früh ballerte die liebe Sonne mit voller intensivität auf mich herab. Packen und dabei zerfließen – ich war schon vor meiner Abfahrt durchgeschwitzt. Hmmmm – ich hatte ja noch mein Duscharmband – auf geht’s – eine kleine kalte Dusche und die tat richtig gut. Mittlerweile war es dann auch schon halb neun – nun aber los. Ich machte mich startklar – den Hänger angekoppelt – so war der Biketrain zur Abfahrt bereit für die Fahrt Richtung Venedig – LET’S GO!
Jetzt denkt Ihr bestimmt schon wieder: „Oh je der verfährt sich bestimmt“ aber nein, es lief ausnahmsweise mal ganz gut. Lediglich die Hitze und die nicht enden wollenden Straßen – das Thermometer stieg wieder mal so an die 36°C und der Asphalt glühte – machten die Etappe zu einer Tortur. Und dann zerren ja noch ca. 30 kg und mehr an mir rum. „Komm schon! Aufgeben kommt für dich nicht in Frage“ – aber schon spielten sich wieder die Bilder in meinem Kopf ab, wie ich mit dem Gewicht durch die Alpen zurück soll – keine Ahnung.
Der innere Schweinehund ist mit an Bord
Der „Biketrain“ rollte und ich sank in eine gewisse Monotonie des tretens. Dabei beobachte ich meinen Schatten und ab und an die Landschaft und passte auf mein Gleichgewicht auf, wenn ein LKW mit nur einem Meter Abstand an mir vorbei schoss. Die Kilometer gingen dahin, meine Gedanken ebenso. Ohhhh man und plötzlich dann doch ein Schild auf dem Stand: „Venezia 10 km“. COOL!. Das war’s dann. Ich schleppte mich die letzten Kilometer nur noch voran und es war geschafft, aber wie sollte es anders sein – natürlich 9 km vor dem Ende: Autobahn – kann doch nicht sein. Nun gut – dann halt runter von meiner Strada Statale 309 Romea und wiedermal in irgend einen Vorort. Frustration kenne ich schon garnicht mehr – mein Parasympathikus setzte ein und ich fuhr ganz ruhig und entspannt mal wieder meiner Umwege. Ich komm heute eh nicht mehr weiter!
Ich überlegte, vielleicht wieder einen Hybridsprung zu machen und so programmierte ich meinen kleinen Garmin. „Zeig mir den Weg nach Banhof Venedig Mestre“ – das tat er dann auch. Zudem suchte ich nach Verbindungen die mich vielleicht heute Abend noch bis nach Salzburg oder Villach bringensollten. Weit gefehlt! Aber warum?! Ich also gleich mal über meinen kleinen Garmin die Station Venedig Mestre gefunden und rein in den Bahhof. Eine Nummer gezogen (kam mir vor wie im KVR München – da kamen heimatgefühle auf) um dann eine ernüchternde Antwort von der Bahnangstellten zu erhalten.
Du schon aber dein „Biketrain“ nicht
Na gut, jetzt sitze ich hier ca. 600 km von zu Hause, habe kaum Zeit und wenig Kraft etc. So schnell gebe ich aber nicht auf und ich checkte die Trainline-App. Natürlich kann man da auch kein Radticket buchen, aber es hat beim letzten mal auch irgendwie funktioniert. Also egal ich versuche es dann halt mal – Mestre nach Salzburg, Mestre nach Villach, Mestre nach München – ich konnte keine Zahlung mit meiner Karte erreichen – Übertragungsfehler. Der Parasympathikus war immer noch aktiv und ich behielt die Ruhe.
Eine Möglichkeit sah ich noch bei einer Travel Agency. Vielleicht hatte ich dort mehr Glück und hier bekam ich dann auch die Antwort, warum es nicht geht – die Züge sind alle voll mit Radfahrern. Alles vorgebucht. Verstehe – die ganzen E- Bikes die keine Stromdose mehr gefunden haben kommen mit dem Zug heim – dafür ich nicht.
Das musste mal raus
Ich hab ja noch a bissl Zeit. Also gut – dann heute mal eine Nacht in Venedig Mestre – im HU-Camping-in-town – auch gut, weil heute geht eh nichts mehr. Trinke ein Bier und hab lustige Menschen aus England, die den Brexit kacke finden, um mich. Über dies und auch über andere Dinge haben wir uns ausgelassen – Reisen zum Beispiel – was nicht mehr so einfach ist. Morgen geht es dann in das 160 km entfernte „Trieste“ weiter – good luck – kleiner „Biketrain“ – der Giro geht weiter…
Ich hatte eine gute Nacht, dank Klima-Anlage – bei so einer tropischen Nacht ist es wunderbar, wenn man sich auf angenehme 23°C runterkühlen kann. Es ist so erfrischend in der Früh aufzustehen. Umso krasser ist der Hammer, wenn du vor die Türe trittst. Ja heute steht eine große Etappe an und ich hoffe, dass Alles einigermaßen klappt – nicht so wie Gestern. Mein Hänger ist gepackt und an mein Rad gekoppelt – Abfahrt. Fabio hatte mir gestern noch Veronas Himmelsrichtungen verdeutlicht und so startete ich Richtung Süden so nach Padua.
„Läuft!“ dachte ich mir … ja ja denkste … Bis zur ersten Kreuzung und da trenten sich unsere Wege – weil nämlich Richtung Padova keine Bicicletta fahren dürfen. Zumindest nicht auf diesem Weg. Nun die Abenteuerlust war geweckt und ich fuhr einfach südlich – irgendwo da ganz weit weg muss das Meer sein – und da will ich hin, also Los! Ich lass mich doch von so einem blöden Schild nicht aus der Ruhe bringen. Außerdem trug ich noch die kühle des Airconditioners in mir.
Von wegen Radtour? – Pfadfinderausflug!
Und so rollerte ich mal wieder ins Ungewisse. Na ja – ich hatte ja Zeit und an jeder Kreutzung, auf die ich traf, machte ich kurz halt, schaute in mein „ich will Dich nicht navigieren“-Maps rein, ob ich den nächsten Punkt finde – so ein wenig wie beim Geocaching, nur dass ich eine Stadt zu finden versuchte. Die Temperaturen stiegen mittlerweile schon wieder auf krasse 38°C an. Es war weit und breit kein Schatten in Sicht, also fahr kleiner Biktrain, denn durch den Fahrtwind kam es mir ein wenig kühler vor. Heute musste ich wirklich immer daran denken, für die Strecken genügend Wasser an Bord zu haben und es mir auch bis zur nächsten kleinen Gemeinde einzuteilen.
So fuhr ich von Punkt zu Punkt und keine Menschenseele war zu sehen. Es war Sonntag – kein Wunder also – die lagen bestimmt alle in ihren klimatisierten Häusern und dachten sich beim Rausschauen „schaut euch den Biketrain-Lokführer an! Der ist ja mal drauf“ (Nur so eine Hypothese meinerseits). Eigentlich ganz schön, wenn man auf den großen Straßen nicht unterwegs sein darf – so kommt man auch in den Genuss Italiens Hinterland kennen zu lernen.
Sonntags einkaufen ist doch kein Problem außerhalb Deutschlands?!
Jetzt war es soweit mein Wasservorrat neigte sich dem Ende zu. Da heute Sonntag ist und alle Tankstellen auf Automatik umgestellt sind ist also auch kein Barbetrieb. Ich habe aber auf meiner Reise dazu gelernt und Sportbars haben offen und dort gibt es auch immer kühle Getränke zu Kaufen. Ich kam gerade an einer Vorbei und nutzte die Gelegenheit meinen Flüssigkeitsvorrat ausreichend zu füllen. Es ist schon immer Witzig, wenn man so eine Bar betritt: Jeder schaut dich ganz verwundert an, als ob du von einem anderen Stern kommst. Aber Angriff ist die beste Verteidigung und mit meiner Erscheinung und dem Gerede kann ich dann doch das Eis (hihi) immer brechen. Also ab zum Kühlschrank und sich freuen.
Lecker, schlürf. Ich habe mich noch eine Weile dort niedergelassen, bevor es dann weiterging . Die Stationen die ich alle durchfuhr kann ich leider nicht aufzeigen, das würde den Rahmen ein wenig sprengen – aber so viel mag gesagt sein: es waren eine Menge – Italens südliches Hinterland – Wow. Also fuhr ich weiter und hatte auf meinem kleinen Garmin schon 80 km stehen. „OK?!“ dachte ich mir und so nahm ich mir nochmal eine kleine Auszeit. Wie ihr euch denken könnt, fordert die Hitze echt ihren Tribut. Also suchte und fand ich ein nettes Schattenplätzchen zum Ausruhen.
Wir haben doch keine Zeit
Nach kurzem Verweilen – auch wenn es schön war – musste ich weiter. Ich hatte ja noch ein paar Kilometer vor mir und es waren immer endlos erscheinende Straßen, die vor mir lagen. Aber es hilft nichts Arschbacken zamkneifen und los ging es. Die Fahrt ging so dahin und auf einmal tauchte ein Radfahrer neben mir auf. Und das, obwohl ich die ganze Zeit einen 22iger Schnitt fuhr, was garnicht mal so langsam ist. Er rief mir ein „Ciao“ entgegen, ebenso wie seine Partnerin – und schon war er wieder da der schöne Moment – echt cool.
Die beiden verschwanden dann so langsam und ich kehrte wieder in meinen Rhytmus zurück und schwitzte mir einen km nach dem anderen heraus. Am Horizont war eine Kurve zu erkennen und als ich diese befuhr kam ich an eine wirklich imposante Stadtmauer mit vielen Türmen und Erkern. Beim vorbeifahren bewunderte ich diese noch ehrfürchtig, bis ich an eine Ampel kam. Und wer Stand dort auch, die beiden Radfahrer, die mich nur wenige km zuvor Überholt hatten.
Mal wieder geträumt
„Garnicht schlecht dein Tritt“, dachte ich. Als die Ampel grün wurde starteten wir gemeinsam und natürlich fuhr ich in die gleiche Richtung ohne auf die Schider zu achten. Das stellte sich als blöde Entscheidung heraus, denn es war natürlich die falsche Richtung und ich musste den Weg wieder zurück, bis ich wieder auf meiner Straße nach Padova war. Mittlerweile hatte ich ganz gut Strecke gemacht und ich merkte wie meine Kraft etwas nachgelassen hat. Da war eine Tankstelle – juhu- Timeout – und so fuhr ich ab. Da waren sie die drei Säulen der Erfrischung – man tut das gut.
Allzu lange sollte ich aber nicht bei den drei Säulen bleiben. Die Zeit arbeitet gegen mich und ich hatte noch viele km vor mir. Es geht halt immer geradeaus und es stellt sich eine gewisse Monotonie ein. Ich bin mehr damit beschäftigt meine Sitzposition und die Haltung am Lenker zu verändern. Zumindest war auf den Schildern an denen ich vorbei kam schon Padua zu lesen. Ein Lichtblick – dachte ich mir zumindest. Es sollte anders kommen – wie so oft. Auf meiner Uhr standen jetzt schon über 100 km drauf und ich schlussfolgerte, dass ich bald da sein müsste. Mein Vorrat an Wasser ging wieder mal zur neige und ich kam Gott sei Dank an einer Sportbar vorbei.
Es wird einfach nicht leichter
Ritualgebend machte ich meinen kleinen Einkauf und den ersten Schluck nahm ich dann auch gleich vor Ort. Weiter ging es – Padua noch 25 km, na das ist doch in Ordnung. Aber was ich jetzt schon herausgefunden habe, sind Städte und der „Biketrain“ in keinster Weise kompatibel. So war es dann auch. Ich hielt an, um meine klene Navigation neu zu Programmieren. Ich hatte noch die Hoffnung, dass ich vielleicht heute doch noch an mein Ziel gelangen sollte. Es ging los und ich fuhr quer durch die Stadt. Links, rechts und geradeaus und das ganze wiederholte sich ein dutzend mal. „Ohhhh maaaaan!“. Na ja, Ruhe bewahren und immer brav den Anweisungen folgen.
Als ich so hin und her bog, kam ich dann zu meinem Glück an einem Obstladen vorbei und ich musste Anhalten. Natürlich war heute an Nahrungsaufnahme nicht zu denken und das merkte ich auch langsam. Also kaufte ich mir zwei Nektarinen zu einem unvorstellbaren Preis von 0,20 € – super. Die waren sooooo lecker und als ich so dastand und mein Obst genoss sprach mich ein Italiener an und fragte, wo ich her kam und wo es hingehen soll. Ich erzählte ihm meine Geschichte und er mir seine. Auch sagte er mir, dass ich auf dem richtigen Weg sei. Es fiel mir ein Stein vom Herzen, als ich das aus seinem Munde hörte. Wir verabschiedeten und er wünschte mir noch eine gute Reise.
Abfahrt – der „Biketrain“ setzte sich wieder in Bewegung. Ich folgte den Anweisungen meiner Bekanntschaft und auch meines kleinen Garmins. Bis jetzt sah es gut aus – das sollte allerdings nicht von langer dauer sein. Es ging wieder hin und her, eine Kurve nach der anderen und wieder abbiegen – dann ein Schild auf dem Stand 8km bis Padova. „Man, bin ich wieder nur im Kreis gefahren?!“ Die Navigation kam an die Grenzen und sagte mir andauernd „Bitte wenden“. Super, wenn du schon ca. 140 km in den Beinen hast und das bei der Hitze, das macht echt Mut und Laune.
Das Mantra motiviert
„Hmmm ich bin halt auf Reisen“ und so fuhr ich weiter aber „wohin?“, das ist eine Frage, die ich mir da stellte. Es war mittlerweile schon ziemlich spät – so gegen 19:00 Uhr – und kein Ziel vor Augen. Also Ziel schon, aber wo und wie erreichbar? Da musste ich jetzt durch, Aufgeben war keine Option und so rollte ich weiter. Es war immer noch ziemlich heiß und mein Getränkevorrat war auch schon wieder erschöpft. Zum Glück, bei meiner ganzen Abbiegerei, kam ich mal wieder an einer Bar vorbei. Also bin ich abgestiegen und ging zum Kühlschrank um Wasser + Eistee für den Zuckerhaushalt zu holen. Passt. Beim Zahlen fragte ich doch sicherheitshalber nochmal nach dem Weg und die Antwort war sehr ernüchternd.
Also Venedig scheidet für heute wohl aus, denn das waren laut Angaben meiner Wegbeschreibungs-Partner*innen nochmals ca. 100 km. WHAT!!!! Ich konnte es nicht glauben – Ohhhh ne „Und jetzt?!“ dachte ich mir? Was machste? Ja ich hab ja Licht dabei und dann läuft die Sache schon irgendwie. Erstaunlich ist, wie auf einmal alle in der Bar einen totalen Ehrgeiz entwicklelten, mir auf die Spur oder auf den Weg zu helfen – echt wunderbar. Es wurden alle Register gezogen und Gäste sowie das nette Mädchen hinter der Bar überschlugen sich förmlich mir den passenden Weg zu Erklären.
Letzte Chance für eine Übernachtung?
Ich Stand nur da und beobachtete das Geschehen rund um mich. Cool – aber fahren muss ich wohl selber. Eine Stunde war vergangen und dann hatten wir für mich die beste Alternative gefunden: „Du fährst heute nur noch nach Sottomarina.“ Gesagt getan. Ich stattete meinen „Biketrain“ mit Licht aus und ab ging die erste Nachtfahrt. Schon ein wenig Abenteuerlich so in der Nacht ganz alleine und keine Ahnung wo es hinging – doch diesmal ließ mich meine Navigation nicht im Stich und ich fuhr meinem Ziel geradeaus entgegen. Super – es lief wie am Schnürchen und ich kam bei angenehmen 26 °C gut voran.
Das einzige was echt gruselig war, sind eine Menge Autos die mir andauernd entgegen kamen. Ich suchte mir schon immer einen Fluchtweg in einen Straßengraben aus, wenn mich doch einer mal Übersehen sollte. So ging die Nachtreise vorran. Ich kam gut voran denn nach gefühlten ein-einhalb Stunden hatte ich doch ernsthaft das Meer erreicht – Wow 70 km in der Nacht. Es dauerte bestimmt länger, dennoch fühlte es sich echt kurz an. Das Meer – ich habe es nun endlich erreicht, aber es war auch schon 01:00 Uhr in der Nacht. Tja – Campingplatz ist wahrscheinlich zum Einchecken zu spät oder auch zu früh – kann man so oder so betrachten.
Langsam find‘ der dag sei‘ end‘
Na gut – wenn ich eh schon on Tour bin, dann halt weiter nach Venedig. Oder auch nicht – die Straße war gesperrt. Es war kein Durchkommen – eine Nachtbaustelle verhinderte die Weiterfahrt. Was nun – ich hatte einfach keine Kraft mehr nach ca. 240 km in den Beinen durch die ganze Verfahrerei. Also wollte ich nur noch meinen Körper irgendwo Niederlegen und so fuhr ich in ein nahegelegendes Industriegebiet um da vielleicht eine Möglichkeit für ein bisschen Schlaf zu finden.
Eine Wiese direkt am Meer mit Aussicht auf die Baustelle brachte dann schließlich die Erlösung. Zuerst dachte ich ja, es gibt bestimmt noch eine Chance sich an der Baustelle vorbei zu mogeln, aber Fehlanzeige. Also machte ich die Nacht mit vielen Moskitos zu einer schlaflosen Nacht – Gute Nacht. Die Sonne ging auf – zum Glück
Ich muss noch einmal einen kleinen Rückblick zur Ankunft in Torbole verfassen. Es war super schön und die Leute voll herzlich. Mein erster Stopp galt dem örtlchen Supermarkt, wo ich mir eine Nektarine und zwei kleine Flaschen Birra Moretti kaufte – hab ich mir verdient – dachte ich mir jedenfalls. Als ich vor dem Laden stand, kam ein Norweger auf mich zu und erkundigte sich über meinen Hänger und so kamen wir von einem zum anderen und plauderten lustig vor uns hin, bis seine Frau mit einer Kiste Wein aus dem Geschäft kam und beide dann auch ihrer Wege gingen (mit E- Bikes – natürlich). Ich fragte mich „Warum so viel Wein?!“ und es war ganz einfach, hier ist alles tax-free. Na klar haben sie schon recht. Wir verabschiedeten uns ganz herzlich und für mich fing die Suche nach einem Nachtlager an.
Da ich sowohl als kleines Kind, als auch jetzt in meinem fortgeschrittenen Jugendalter, schon sehr oft mit meinen Eltern am Gardasee war, wusste ich, wo ich suchen musste. Aber zuvor brauchte ich erst mal eine kleine Stärkung. Also erst mal ab zu meinem kleinen Pizza-Büdchen – das war so lecker. Der Mann aus dem gegenüberliegenden Geschäft konnte nicht innehalten und fragte mich, wo ich her käme und wo es hin ginge – und so verquatschte ich mich auch hier ein wenig und musste ja noch ein Plätzchen für die Nacht finden. Nach einiger Zeit sattelte ich meinen Biketrain und wir verabschiedeten uns auch wieder auf eine sehr tolle Art. Ein bisschen was zum Trinken wollte ich auch noch, also die nächste Straße nach links in einen Gewürz- und Wein-Laden wo es richtig lustig wurde.
Der Endboss für jeden gestandenen Mann
Hinter dem Tresen stand eine echt Italienische Mama (kein Klischee). Sie hatte mich sofort in Ihr Herz geschlossen und wir plauderten auch diesmal lustig miteinander – aber nur Italienisch – echte Herausforderung aber hat, wie ich finde geklappt. Ich hatte immer noch keine Unterkunft – musste weiter und suchen. Der erste Platz der mir einfiel, hatte sich in der Zwischenzeit zu einer Hochburg von Neureichen Spießern entwickelt – „Neeeee da pass ich nicht rein“ – außerdem war er eh voll besetzt. Also weiter zur nächsten Station und diesmal hätte der Platz 40€ gekostet. Das war mir zu teuer und ich wollte weiter schauen. Im Camping al Porto in Torbole bin ich fündig geworden – so toll. Nett und echt einen fairen Preis – 24€ für die Nacht – und das direkt am Gardasee – einfach cool, aber Überzeugt euch selbst. Ja das war der kleine Rückblick.
Die nächsten beiden Etappen dann wohl an einem Stück?!
Heute hatte ich ja einiges vor mir und es war super heiß. 32°C und kein Lüftchen hat geweht. Latent immer wieder Bergauf aber ich bin ja auch schon kräftiger geworden und deshalb lief es ganz gut heute. Die 90 km radelte ich ganz gut dahin – bis ich nach Verona kam. Ab da steckte heute irgenwie der Wurm drin. Laut meiner App gab oder gibt es einen Campingplatz, aber mein Maps zeigt mir nur die Route an und kann mich aus unerfindlichen Gründen nicht mehr navigieren. „Toll“, dachte ich mir „und Nu …?!“ – Ich alleine mit meinem sauschweren Biketrain auf der Suche nach einem Schlafplatz in einer mega-großen Stadt. Erschöpft und das ganze bei tropischen Verhältnissen (gefühlte 35°C – „ju! … hu!“). Ich bin gefühlt fünfmal in alle Richtungen geradelt aber gebracht hat es nicht wirklich etwas.
Nun gut, wenn mich die Stadt nicht haben will, dann fahre ich halt gleich weiter nach Venedig – „Eeeeegal“. Also machte ich mich auf die Suche nach Schildern worauf „Venezia“ zu lesen war – aber keines kam daher, lediglich Schilder in Richtung Zentrum. Nun gut eine Chance bekommst du noch und ich fuhr ins Zentrum, in der Hoffnung ein Zimmer zu finden. Weit gefehlt und es wurde immer später. Meine letzte Hoffnung bestand darin, mir über Booking ein Zimmer zu schießen. Gesagt, getan und so war es dann auch von meinem Standort aus nur ca 3,5 km entfernt. „Passt nehm ich – Preis auch OK – ✓“.
Dann passt ja alles – oder etwa nicht?!
Nur was ich vergaß: meine Navigaton navigiert mich nicht. Also rein in eine Apotheke und nachgefragt. Der Apotheker war sehr bemüht mit mir den Weg rauszufinden und als alles einigermaßen geklärt war, fuhr ich ins Ungewisse. Als ich circa 600 Meter weit gefahren war tauchte plötzlich ein Engel auf: FABIO! Ich fragte ihn, ob ich auf dem richtigen Weg sei und er legte sich sofort ins Zeug – mapte selbst und kam zu dem Ergebnis, dass meine Unterkunft nur zwei Straßen von seiner Wohnung entfernt lag.
Somit war unsere Fahrgemeinschaft besiegelt – Wunderbar. Auch eine kleine Stadtführung bekam ich gleich noch und wenn ich mal wieder in Verona sein sollte kenne ich mich schon ein wenig besser aus – Parks, Pizzerien und Museen – toll. Fabian setzte mich bei meiner Unterkunft ab und wir drückten uns und wünschten einander alles Gute. Hier stand ich nun – UND KEINER WAR DA! na Toll. Leichte Panik kam auf. Doch auf einmal kam ein Mann um die Ecke und forderte eine junge Frau – die dort auch schon eine Weile wartete – auf, mit ins Büro zu kommen. Ich schloß mich einfach an.
Und wieder komme ich mit meinem bairisch nicht weiter
Aber – wie sollte es anders sein, er war nicht für mich zuständig und verständigen konnten wir uns auch nicht. Auf einmal hatte ich sein Telefon in der Hand und eine Frau war dran – Anscheinend die Frau von Matteo, dem der ganze Laden hier gehört. Sie konnte zum Glück englisch und wir konnten in kurzer Zeit klären, was läuft. Keine Minute später stand auch schon Matteo vor mir und ich konnte doch noch mein kleines Reich öffnen. Juhu ich habs Geschafft – eine Unterkunft für heute Nacht.
Ich war einen Tag länger in Innsbruck, um meinem geschundenen Körperchen eine Pause zu gönnen. Es waren echt harte Kilometer, die ich zurück legen musste, wodurch der verlängerte Aufenthalt eine willkommene Pause darstellte. Ich habe eigentlich nur geschlafen und bin nur aufgewacht, um den Regentropfen zu lauschen die unaufhörlich niedergeprasselt sind. Echt wild auf was für eine Probe meine kleine Zeltbehausung da gestellt wurde. Als es aber so langsam Abend wurde, hat sich ein total schönes Bild ergeben, was eine kleine Entschädigung für den verregneten Tag war.
Ob ich den Naturgewalten entkommen kann?
Ja so schön es auch sein mag aber der Regen geht auch ganz schön aufs Gemüt und deswegen war es Zeit über die Weiterreise nachzudenken. Die Nacht wurde nass – eine Gewitterzelle nach der anderen zog über mich hinweg, aber ich bieb einigermaßen trocken. A bisserl klamm war es zwar schon aber OK – ich hatte genug ausgeruht.
Am nächsten Morgen war das Wetter in Österreich immer noch nicht besser. Also erst einmal warm duschen (warm showers – die community für Abenteurer – hab ich bei meiner letzten Reise gelernt). Die hat echt gut getan und ich konnte die Kälte der vergangenen Nacht los werden. Als ich aus der Dusche heraus kam – man kennt’s – regnete es schon wieder. Aber hilft ja nichts – es muss weiter gehen. Ich habe alle Sachen unter ein Vordach gezogen um einigermaßen trocken packen zu können, was garnicht so einfach ist, wenn man noch nicht so routiniert ist. Und das nach drei oder vielleicht auch vier Tagen – egal ich bin auf Reisen und habe schon kein Zeitgefühl mehr.
Gut geplant ist halb gewonnen
Beim Packen habe ich mal wieder ein wenig was zurück gelassen. Meinen Kulturbeutel habe ich aufgegeben, da er mit so vielen Unsinnigkeiten bestückt war, die ich dann auf ein Minimum reduziert habe. Auch der Beutel wurde ein Opfer der Einsparungsmaßnahme. Es war zwar nicht viel, aber immerhin etwas. Als ich meinen Hänger Reisefertig hatte, ging es dann durch strömenden Regen nach Innsbruck zum Hauptbahnhof, da ich mich für eine „Hybridreisenetappe“ entschossen hatte.
Es war eine gute Entscheidung, die ich auch im Nachhinein nicht bereue. Also fuhr ich mit dem Zug von Innsbruck bis nach Rovereto und es hat die ganze Zeit über geregnet. Ich saß in einem Abteil und sah mir das ganze von Drinnen an.
Eine hektische Ankunft
So verging die Zeit im Regenkino und dann kam auch schon meine Station – Rovereto – aussteigen – Stress – Hektik – mein super schwerer Hänger musste aus dem Zug! Und das Rad nicht vergessen! Der Zug hatte bei der Abfart schon Verspätung und deshalb hatten wir nur einen ganz kurzen Moment für den Stop. Die Zugbegleiter waren aber total nett und halfen mir beim Ausladen. Geschafft – ich war in Rovereto.
Ich kam aus dem Bahnhof raus und habe erstmal meine Klamotten gewechselt. Man mochte es kaum glauben, aber wir hatten hier wieder gefühlt 30 Grad und mehr. Nicht mehr overdressed begab ich mich mit meinem „Biketrain“ dann auf den weg nach Riva del Garda. Der Anfang war gut, es war viel Verkehr, aber das bin ich ja schon gewohnt.
Und schon wieder auf Abwegen
So fuhr ich immer den Schildern hinterher und wie sollte es auch anders sein – ich kam zu Straßen, die ich nicht befahren durfte, obwohl es immer nach Riva del Garda ging. Tja Mist … egal, ich bleibe jetzt einfach auf der Schnellstraße in der Hoffnung, dass es nicht in einer Autobahn enden würde – Maut wollte ich nämlich keine zahlen. Zum Glück konnte ich die Ausfahrt nach Mori nehmen, was so einigermaßen die gleiche Richtung war – sollte schon so passen. Hauptsache weg von der Schnellstraße.
In Mori angekommen hat dann auch schlagartig die Beschilderung aufgehört und ich wusste nicht so recht wo es lang ging. Als ich an einem Baugeschäft vorbei fuhr, hielt ich an um nach dem Weg zu fragen und es war ein sehr erheiterndes Weg-Erklärungs-Gespräch: italienisch, Englisch, ein wenig Deutsch sowie Hände und Füße – Google Maps kam natürlich auch zum Einsatz. Alles war wunderbar.
Es gibt keine Umwege, nur maximal ausgereizte Wege
Jetzt kannte ich den Weg zumindest so einigermaßen und wir verabschiedeten uns sehr herzlich. Mir wurde noch eine sichere und gute Reise gewünscht. Toll, das hat mal wieder sehr gut getan. So beflügelt ging es weiter – die Beschreibung, auch wenn sie auf Italienisch war, passte und ich hatte den richtigen Weg eingeschlagen.
Das Ziel „Torbole“ war schon ganz nah. Diesmal war der Weg ausreichend Beschildert und auch vom Belag her sehr gut und so kam ich auch recht zügig an meinem Etappenziel an. Die Belohnung war eine Zieleinfahrt vollgas den Berg hinunter.
Also die Sache mit der Pritsche, außer dass sie super schwer war, fand ich eine tolle Idee – bis jetzt. Die Nacht war durchwachsen. Ich hatte schmerzen in den Knien, war super fertig und dann hatte ich auch noch kleinere Magenprobleme. Abseits davon ist alles super. Ich hatte ja noch einiges vor mir und das mit dem Gewicht … „vergiss es“ dachte ich mir – da musste was weg.
10 Kilo weniger an einem Tag
Die einzige Möglichkeit bestand darin, dass ich mich von meiner „königlichen Sänfte“ befreien muste. Also fragte ich Andrea, ob ich das Ding hier bei ihr lassen kann und es nach meiner Reise natürlich mit dem Auto wieder abholen kann. Sie erwiderte: „Geht klar“ und „überhaupt kein Problem“, das ist mal serviceorientiert. „Juhu“ dachte ich mir – 10 kg leichter – passt. Mein Hänger ist immer noch verdammt schwer, aber zumindest ist es nicht mehr so schwierig mit ihm zu fahren. Das ist nämlich schon eine ganz schöne Umstellung, wenn man auf einmal ca. 30 kg oder mehr hinten am Rad hängen hat.
Es ging also mit ein bischen reduzierterem Gepäck weiter aber die freude darüber hielt nicht lange an, denn nun kam der Anstieg nach Seefeld und der hatte es in sich. Wieder einmal 10 heiße, sich unendlich schlängelnde asphaltierte Kilometer – es wollte einfach nicht aufhören und ich merkte, wie meine Seele meinen Körper verließ und die Körner zu Ende gingen. Dabei war der Summit noch in weiter ferne. Dann halt nur noch mit dem Kopf fahren und alles Andere ausblenden.
Unerwartete Ausfälle am Ende des Anstiegs
Am Ende war es doch soweit – geschafft – die Ortseinfahrt Seefeld war erreicht. Ein Autofahrer, der am Parkplatz vor dem Ortseingang wahrscheinlich aufgrund eines heiß gelaufenen Autos in seinen offenen Motoraum schaute, winkte mir zu und zollte mir seinen Respekt. Ja das fühlt sich gut an und gibt gleich einen Motivationsschub. Jetzt ging es mal kurz wieder bergab, so in den Ort hinein.
Ich habe die ganze Zeit nicht erwähnt, dass ich nach den vielen Anstiegen auch mal Abfahren konnte – weil es einfach keine gab. Nun also weiter auf der Abfahrt Richtung Ortsmitte von Seefeld. Als ich um eine Kurve fuhr und ich auf einen M-KAUF zusteuerte, musste ich anhalten, um eine kleine Pause zu machen. Ich brauchte unbedingt Zucker. Gesagt, getan und rein in den Laden. Eine Leberkäs-Semmel und ein Cola sollten es sein, um meinen Tank wieder ein wenig aufzuladen.
Eine halsbrecherische Abfahrt
Irgendwie ging es mir an diesem Nachmittag nicht so gut. Ich hatte das Gefühl der absoluten Erschöpfung, aber es half einfach nichts, ich musste weiter. Der Weg, wie sollte es anders sein, ging weiter Bergauf nach Mösern. Als ich dort ankam, konnte ich das erste mal auf meiner Reise eine richtige Abfahrt genießen. Na ja mit dem Hänger hinten dran ist Vorsicht angebracht, denn wenn der abhebt, liegt man ganz schnell im Graben.
Anstatt mit 80 km/h ging es dann „nur“ mit 50km/h den Berg runter und das war auch ziemlich tückisch. Unten in Telfs angekommen, musste ich jetzt noch geschlagene 18 km bis Innsbruck fahren, die sich ganz schön gezogen haben – Ich brauch ne Pause.